Pius

Pius

Pius, zehn Päpste [s. Beilage: Päpste]. – P. I., röm. Bischof etwa 141-154; Gedächtnistag 11. Juli. – P. II., 1458-64, vorher Äneas Sylvius Piccolomini, geb. 18. Okt. 1405 bei Siena, auf dem Baseler Konzil Gegner der röm. Politik, 1442 Rat Kaiser Friedrichs III., als solcher für die Kurie tätig) Wiener Konkordat 1448), dafür 1450 Bischof von Siena, 1456 Kardinal, 1458 Papst, als solcher Vertreter der hierarchischen Ansichten Gregors VII., gest. 15. Aug. 1464 in Ancona bei der Einschiffung zu einem Kreuzzuge; gewandter Diplomat, Dichter erotischer Lieder, Geschichtschreiber. – Vgl. Voigt (3 Bde., 1859 fg.), Weiß (1897). – P. III., Neffe des vorigen, nur einen Monat Papst, 1503. – P. IV., 1559-65, 1549 Kardinal, veranlaßte die Schlußsitzungen des Tridentinischen Konzils und die Professĭo fidĕi Tridentīni. – P. V., Heiliger, 1566-72, Asket, betrieb die Inquisition, erließ den Catechismus Romanus (1566) und ein neues Missale (1570), 1712 heilig gesprochen, Tag. 5. Mai [s. Beilage: Heilige etc.]. – P. VI., 1775-99, geb. 27. Dez. 1717 zu Cesena, protestierte gegen die Reformen Josephs II. (1782 Reise nach Wien), vereitelte die Emser Punktation (s.d.), 20. Febr. 1798 von den Franzosen als Gefangener weggeführt, gest. 29. Aug. 1799 in der Zitadelle von Valence. – P. VII., 1800-23, geb. 14. Aug. 1742 zu Cesena, nahm nach erheblichen Zugeständnissen an die Franz. Republik 22. Nov. 1801 wieder Besitz vom Kirchenstaate, salbte 1804 Napoleon I. zum Kaiser, verlor 17. Mai 1809 den Kirchenstaat wieder an Napoleon, den er in den Bann tat, 6. Juli 1809-14 Gefangener in Savona Fontainebleau, zog 24. Mai 1814 wieder in Rom ein, stellte sofort den Jesuitenorden und die Inquisition her, gab. 6. Juli 1816 dem Kirchenstaate eine neue klerikale Verfassung, gest. 20. Aug. 1823. – Vgl. Henke (1862), Allies (engl., 1897), König (1904). – P. VIII., 1829-30, geb. 20. Nov. 1761 zu Cingoli, gest. 30. Nov. 1830. – P. IX., 1846-78, vorher Graf Mastai-Feretti, geb. 13. Mai 1792 zu Sinigaglia, anfangs zu polit. Reformen geneigt und sehr populär, floh 24. Nov. 1848 vor dem Volksaufstande nach Gaëta, kehrte nach Niederschlagung der röm. Republik durch Frankreich und Österreich 12. April 1850 zurück und ergab sich der jesuitischen Restaurationspolitik; verlor 1859 zwei Dritteile des Kirchenstaates, 1860 Umbrien und die Marken, 20. Sept. 1870 auch Rom, wo er sich nun als Gefangener betrachtete; schloß 1855 das Konkordat mit Österreich, verkündete 8. Dez. 1854 das Dogma der Unbefleckten Empfängnis Mariä, erließ 8. Dez. 1864 die Enzyklika nebst Syllabus, berief das Vatikanische Konzil, das 18. Juli 1870 die päpstl. Unfehlbarkeit aussprach, feierte 1871 als der erste nach Petrus sein 25jähriges Papstjubiläum, begehrte vom Deutschen Reiche Hilfe zur Wiederherstellung des Kirchenstaates und wurde mit ihm in den Kulturkampf verwickelt; gest. 7. Febr. 1878. – Vgl. Pougeois (franz., 6 Bde., 1877-86), Wappmannsperger (1879), Stepischnegg (2 Bde., 1879), Maguire (engl., 1893). – P. X., vorher Giuseppe Sarto, Papst seit 4. Aug. 1903, geb. 2. Juni 1835 aus venetian. Bauernfamilie, 1858 Priester, 1884 Bischof von Mantua, 1893 Patriarch von Venedig und Kardinal. Als sein Programm stellte er auf: Erneuerung der Welt in Christus. Ohne sich von den Grundsätzen der röm. Kirche zu entfernen, hat P. doch eine Reihe von Reformen an der unter Leo XIII. zu einem diplomat. Institut gewordenen Kurie durchgeführt. Den Protest gegen die Wegnahme des Kirchenstaates hat auch er zwar erneuert, aber doch das päpstl. Verbot, an den ital. Kammerwahlen teilzunehmen, durch Duldung tatsächlich außer Kraft gesetzt. Verschiedene seiner Enzykliken galten dem Marienkultus, dem christl. Unterricht, der Bibelkritik, Trennung von Staat und Kirche in Frankreich etc. – Biogr. von Waal (1903), Marchesan (1905).


http://www.zeno.org/Brockhaus-1911. 1911.

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